Langdistanz Debüt in 8:20 h

Der Traumwettkampf mitten in einem coronabedingt sportlichen Ausnahmejahr!

Nachdem mein großes Jahreshighlight, der Ironman Barcelona, wie jedes weitere geplante Rennen dieses Jahr, der Pandemie zum Opfer gefallen ist, habe ich mich sehr spontan für einen Start über die Langdistanz bei der internationalen österreichischen Meisterschaft in Podersdorf am See entschieden.

In bester Gesellschaft mit den Kollegen des coolsten Vereins Böhnlein Sports war auch schnell eine geile Reisegruppe gefunden. Nach entspannter und reibungsloser Vorbereitung mit meinem Kumpel Chris, konnte ich in den Tagen vor dem Rennen auch noch einige Tipps von einem erfahrenen Langdistanzler aufschnappen.

Und so fühlte ich mich dann auch halbwegs gerüstet, als am Samstag morgen um 6:30 Uhr für mich der Startschuss fiel!

Aufgrund der verkürzten Vorbereitung und des relativ spontanen Starts war es etwas unsicher, inwiefern mein Stehvermögen reichen würde, um auch den Marathon noch im Rahmen meiner Möglichkeiten zu absolvieren. Demzufolge sah der Marschplan ein defensives schwimmen und radfahren vor, um beim abschließenden Lauf noch möglichst viel entgegen setzen zu können.

Also suchte ich einen guten Schwimmrhythmus, der mich sowohl in anständiger Ausgangssituation aufs Rad bringt, aber vor allem nicht zu viel Energie kostet. Aufgrund der coronabedingten Einzelstarts und meiner ungünstigen Startnr. 40 konnte ich zu keinem Zeitpunkt einen Schwimmer finden, bei dem ich mich in den Wasserschatten hätte hängen können. Nichts destotrotz konnte ich wie geplant eine solide Schwimmperformance zeigen und ohne große Anstrengung, nach 55 Minuten in die erste Wechselzone einmaschieren.

Beim Radfahren galt es die Geduld zu bewahren, um wie schon angesprochen, die konservative Renntaktik bis zum Laufen zu halten. Doch leider gingen mir doch relativ bald die Pferde durch und so pendelte ich mich mit gewecktem Jagdinstinkt eher bei Halbdistanzwattwerten ein, als bei den geplanten Vorgaben.

Nachdem mich spätestens nach der ersten Runde ( 30 Km ) beim Blick auf die Garmin und ins Gesicht meines Coaches Swen das schlechte Gewissen über die bisher nicht eingehaltene Renntaktik überkommen hat, habe ich dann endlich deutlich rausgenommen und bin zumindest den Vorgaben näher gekommen. Die nächsten 100 Km verliefen völlig unspektakulär. Ich spulte eine Runde nach der anderen einsam und mit nahezu identischen Zeiten ab und fühlte mich sehr stark. Bereits zu diesem Zeitpunkt hatte ich große Hoffnung auf ein super Ergebnis und freute mich wohl einen Sahnetag erwischt zu haben. Als ich dann gegen Ende auch wieder einige Sportler einsammeln konnte, war ich mir sicher auch in der Renneinteilung bis zu diesem Zeitpunkt einiges richtig gemacht zu haben!

Endorphingeladen konnte ich nach 178 Km in 4:19 h, ca. 15 min. eher als geplant in die Wechselzone einfahren. Beim besten Willen hatte ich niemals damit gerechnet einen Langdistanz Radsplit in 41 km/h im Schnitt zurücklegen zu können. Alleine die Gewissheit dieser Radperformance hat mich in die 2. Wechselzone schweben lassen!

Geschmälert hat das meine Angst vor den Marathon allerdings ganz und gar nicht. Ohne Zweifel hatte ich Fragezeichen im Kopf, ob mich dieser doch hohe Einsatz nicht einen guten Rennausgang kosten würde. Allerdings habe ich mich dann eben doch für die aggressive Taktik entschieden und war bereit den anstehenden Kampf anzunehmen.

Also einfach rein ins Ungewisse! Beim Ausgang aus der Wechselzone sah ich meinen Coach der mir zuschrie, dass ich fantastisch unterwegs bin und sogar vor meinem Freund Chris Dels liege, der ja bekanntermaßen weiß wie Triathlon Langdistanz geht. 😀

Die ersten Meter fühlten sich überraschend locker an und ich war mit ausschließlich positiven Gedanken unterwegs. Um bei der gewünschten 4:25-30 Pace zu bleiben musste ich mich sogar bremsen. Aber der Respekt vor der Reststrecke lies mich diszipliniert bei den Vorgaben bleiben. Kleine Hochrechnungen zu Beginn des Laufs endeten bei einer Zielzeit von +- 8:30 Std. Zu diesem Zeitpunkt zweifelte ich eher meine Rechenkünste an, als das ich an ein Finish in diesem Bereich glauben konnte. Bei KM17 sah ich dann Chris neben unserem Coach am Streckenrand stehen und versuchte ihn mit lauten Motivationsrufen zum Weitermachen zu animieren, was aufgrund seiner muskulären Probleme leider unmöglich war. Bei der Halbmarathonmarke machten sich dann bei mir die ersten stärkeren Ermüdungserscheinungen der vorangegangenen 7 Stunden bemerkbar. Die Muskulatur begann anzukrampfen und der Schritt wurde schwerer. Alleine der Gedanke die selbe Strecke noch einmal zurücklegen zu müssen war schmerzhaft. Nach einem kurzen Tief sah ich Chris und Swen erneut an der Strecke und der Support half mir meine Kampfgeist zu wecken. Die muskuläre und energetische Abwärtsspirale war nicht mehr zu unterbinden aber die Moral ungebrochen.

Gegen Ende der dritten Runde, ca. bei KM27 lief ich auf meinen Athleten Martin Falk auf, der auf der Halbdistanz unterwegs war und die letzten Kilometer Richtung Ziel vor sich hatte. Ein kurzer Wortwechsel war eine sehr willkommene Abwechslung und so neigte sich auch die dritte Runde dem Ende entgegen.

Der Weg in die letzte Runde war allerdings eine große Herausforderung. Bei KM 30 mit bleischweren Beinen am Zieltor vorbeilaufen zu müssen, während viele Halbdistanzler ihr Finish feierten, fühlte sich zugegeben bescheiden an. Noch eine ganze Runde…. 10 km leiden …. noch 2 mal die zunehmend belastend werdende Schotterpassagen … und knapp 50 Minuten bei mittlerweile 30° C und kein Stück Schatten auf der ganzen Runde.

Mit mentalen Strategien versuchte ich immer wieder Motivation zu schöpfen. Der Gedanke an den Zieleinlauf verschaffte mir selbst in den schwersten Momenten ein Grinsen! Mit jedem abgespulten Kilometer wurde natürlich auch diese unfassbare Zielzeit realer. Aber erst als ich die Finishline Party hören konnte, freute ich mich so richtig. Die letzten 500m flog ich überwältigt und endorphingeladen richtung Ziellinie.

Im Anschluss irrte ich leicht ungläubig im Ziel herum und versuchte die vorangegangenen Renneindrücke zu verarbeiten, ehe ich auf meine begeisterte Supporter Crew traf!

An dieser Stelle nochmal einen riesen Dank an meine Sponsoren für die treue Unterstützung und allen, die mir tag täglich helfen, in bestmöglicher Verfassung an die Startlinie zu kommen.

Das Rennen in Zahlen:

3,8 km schwimmen in 55:03 min. (1:27 min/100m)

178 km in 4:19:24 h (41,1 km/h)

40 km in 3:02:47 h (4:33 min/km)

Gesamtzeit 8:20:41 h

( ca. 8:35h Original Langdistanz, wenn man die zwei fehlenden Rad und Laufkilometer bereinigt)

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