Mitteldistanz Erlangen – Soloritt an der Spitze endet mit 4. Gesamtrang

Mein Rennen letzten Sonntag war zugegeben geprägt von großen Erwartungen an mich selbst! Die letzten Wochen und Monate habe ich hart und viel trainiert und war das erste Mal seit Heilbronn wieder getapert für ein Rennen. Die Trainingsergebnisse mussten einem Selbstvertrauen verschaffen und konnten mich nur zuversichtlich stimmen! Ich war größtenteils wirklich vorfreudig, da ich mich besser denn je für eine Mitteldistanz vorbereitet fühlte.

Erst am Rennmorgen wandelte sich die Vorfreude in die eher gewohnte Anspannung und wenig Minuten vor dem Start schon fast in Richtung Übelkeit. 😀

Ich hatte einen genauen Überblick über die Stärken und Schwächen der vermeindlichen Favoriten für das Rennen und war Sekunden vor dem Start extrem fokussiert, da ich von Anfang an voll da sein musste wenn mein ausgemachter Rennplan in die Tat umgesetzt werden sollte.

Mit dem Startschuss begann das Rennen extrem schnell! Ich bin sehr hart angeschwommen, um die vorderste Schwimmgruppe zu erwischen. Genau wie erwartet, machten 3-4 extrem starke Schwimmer unheimlich Druck auf den ersten 200m und zogen das Feld sehr schnell in die Länge. Mit größter Mühe habe ich den Anschluss an die erste Gruppe, nach dem alleine enteilten Marchelo Kunzelmann-Loza, halten können. In der Auftaktdisziplin hat mir etwas die Leichtigkeit gefehlt und so musste ich bis zum Schwimmausstieg konzentriert bleiben und hart arbeiten um meinen „Vorschwimmer“ nicht ziehen zu lassen!

In der ersten Wechselzone befand ich mich genau in der erwarteten Rennsituation. Einige der Topfavoriten waren um mich herum und die Athleten mit einer starken Rad-Laufkombo waren ca. 2,5 Minuten zurück. Es war klar, dass ich auf dem Rad was machen musste, wenn ich Laufasse wie Bernd Hagen oder Florian Brosch im weiteren Rennverlauf hinter mir lassen wollte.

Und so machte ich mich zu Beginn gemeinsam mit Timo Schmitz auf die technisch anspruchsvolle 43 km lange Radrunde, die wellig und sehr windanfällig ist. Wir kamen schnell in den Rhythmus und landeten genau im angepeilten Wattbereich während wir bereits Boden auf den Überschwimmer Marchelo gut machten. Bei KM 18 erfolgte der Zusammenschluss und ich fand mich bereits in Tuchfüllung zum Führungsfahrzeug was schon reichte um den ersten Endorphinausstoß des Tags zu erzeugen!

Bis dahin als Duo bereits eingespielt, waren wir (Timo und ich) uns einig, dass wir mit möglichst viel Druck an Marchelo vorbeifahren müssen um den starken Läufer aus taktischen Gründen wenn irgendwie möglich vor dem zweiten Wechsel zu distanzieren.

Der nächste Anstieg war für die geplante Attacke prädestiniert und so lies ich den Wattmesser für gut 2 Minuten auf Werte jenseits der 400 steigen um zum Überholmanöver anzusetzen und die gewünschte Lücke zu reisen. Als Triathlonprofi zeigte sich Marchelo aber auf diese Attacke vorbereitet und lies sich nicht so leicht überrumpeln. So fuhren wir dann im Dreiergespann weiter. Die nächsten Kilometer überlies man mir die Führungsposition und zu diesem Zeitpunkt war ich davon überzeugt, dass wir die Reststrecke in dieser Konstellation zu Ende fahren. Bereits zuvor stellte ich bei den Abfahrten fest, dass mein Setup aerodynamisch offensichtlich ziemlich gut ist. Die Kombo aus meinem Cube Aerium SLT von Fahrrad Dresel, dem besten Aerosuit von Thonimara und der Scheibe von meinem Kumpel Michel, gepaart mit etwas Druck und einer ordentlichen Sitzposition von meiner Seite schienen sich als Teamprojekt zu einem schnellen Gesamtsetup zu vereinen.

Dementsprechend entstand auch in der nächsten Abfahrt eine Lücke zu meinen Verfolgern und ich entschied mich die Reise alleine anzutreten. So war es ab KM 30 ein Ritt alleine an der Spitze Feldes. 55 harte Kilometer bei immer stärker werdendem Wind und zu einer maximal aerodynamischen Position zusammengekauert waren hart aber unvergesslich und ein geiles Erlebnis. In etlichen Ortschaften haben sich kleine Stimmungsnester zusammengefunden, die den Restweg extrem kurzweilig gestalteten. Immer mit dem Führungsmotorrad im Blick kämpfte ich mich Kilometer für Kilometer näher zurück zur Wechselzone.

Vom besten Fanclub in der zweiten Wechselzone empfangen, feierten wir kurz den Zwischenerfolg und die Böhnleinscrew war on Fire am Streckenrand. Mit ordentlichen Rückenwind aber schweren und angeknockten Beinen wurde ich von meinen Supportern in den Wald verabschiedet. Das mein herausgefahrener Vorsprung auf die Laufgranate Marchelo nicht reichen würde war mir völlig klar und so kam bereits bei Kilometer 2 der vorhersehbare Überholvorgang! Davon lies ich mich aber wenig beeindrucken, war ich von Anfang an auf eine Top 5 Platzierung aus und wusste mich sehr starker und zum Teil auch einfach stärkerer Konkurrenz ausgesetzt. Ich hatte keine wirklich großen Probleme, war aber von Beginn an auf einem eher niedrigen Lauftempo gefangen und hatte mich offensichtlich mit meinem Soloritt doch mehr vorbelastet als erhofft! Da ich keine Abstände zu den Verfolgern wusste, versuchte ich einfach meinen Vorsprung so gut es geht zu halten und möglichst wenige starke Läufer noch vorbei zu lassen. Kurz nach der Hälfte der Laufstrecke kam jedoch mit dem Routine und „Erlangen-Triathlon Legende“ Bernd Hagen und dem Profi Florian Brosch noch ein ganz laufstarker Doppelpack vorbeigepfiffen und so standen mir ganz harte letzte 9 Laufkilometer bevor um die Top 5 Platzierung Heim zu bringen. Dauernd panisch nach hinten blickend, konnnte ich aber auch auf dem Schlusskilometer meinen 4. Rang verteidigen und genoß den Einlauf auf dem Sportgelände!

Am Ende bereute ich mein Renngestaltung zu keinem Zeitpunkt, da ich mit einem 4. Rang hinter drei aktuell einfach stärkeren Triathleten das bestmöglichste Ergebnis herausholte und die Führungskilometer als Erinnerung und Motivation gerne mitnehme.

Etwas kritischer als meine Platzierung analysiere ich meine Leistung. Beim schwimmen konnte ich dank passendem Wasserschatten einen eher schwächeren Tag noch ganz gut vertuschen. Auf dem Rad wurde es besser, allerdings war ich auch hier unter meinen gewünschten Wattwerten unterwegs und der Lauf war nicht das, was ich mir aktuell zugetraut habe! Unterm Strich bin ich mit dem was auf dem Papier steht, glücklich, wenn gleich mir bewusst ist, dass ich in Nizza mit einer deutlich stärkeren auffahren muss, um konkurrenzfähig zu sein!

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